WIR SIND OFFEN FÜR ALLE SINGENDEN MÄNNER

60 Jahre Kazuo Kanemaki und 20 Jahre Hamburg–Osaka     10. September 2009

Diese beiden denkwürdigen Anlässe waren Motivation und Ansporn für die acht von Kazuo Kanemaki geleiteten Chöre aus Hamburg und Umgebung unter der Federführung des PCH ein Festkonzert im größten und schönsten Konzerthaus Hamburgs zu veranstalten.

Am 25. August 2009 wurde unser Chorleiter, Kazuo Kanemaki, 60 Jahre alt. Kann man alt sagen? Nein, denn er selbst sagt von sich, dass er sich noch jung und vital fühlt; und das können alle, die mit ihm arbeiten und singen, nur unterstreichen.

Und es war ein glücklicher Zufall, dass das Jubiläums-Konzert in der Laeiszhalle-Musikhalle Hamburg am 10.09.2009 stattfand, eingerahmt von zwei großen Aufführungen im gleichen Hause. Am Tage zuvor stand Anna Jurjewna Netrebko (geb. 18.09.1971) auf dieser traditionsbeladenen Bühne. Und am Abend danach feierte der Dirigent Prof. Christoph von Dohnányi dort seinen 80. Geburtstag (geb. 08.09.1929). Bei ihm hat Kazuo Kanemaki unter anderem als Hauptfach „Dirigieren“ studiert. Alle Drei sind im Sternzeichen der „Jungfrau“ geboren. Wenn das nicht musikalisch verbindet ...

Es war aber auch ein Abend der Erinnerung an die Städtepartnerschaft Hamburg – Osaka, die beide Hafenstädte seit 20 Jahren freundschaftlich verbindet und die sie pflegen. Folgerichtig war einer der Ehrengäste der japanische Generalkonsul, Seisuke Narumiya.

„Eine Reise durch verschiedene Epochen der klassischen Musik“ das war der Untertitel dieses Konzertes, das sich Kazuo Kanemaki selbst zum Geschenk gemacht hat. Und das ist ihm aus dem Herzen gesprochen. Als er im Sommer 1974 nach Hamburg kam, nach Deutschland, in das Land der klassischen Musik, in dem Bach, Beethoven, Brahms, Mendelssohn-Bartholdy, Furtwängler, Wagner und viele, viele mehr geboren sind. Wo die Sprache so schön mit der Musik harmoniert, lernte er eifrig die Sprache, um die Inspiration zu spüren, die von der klassischen Musik ausgeht. Nur leider spürt er heute immer weniger Interesse an klassischer Musik. Warum, fragt er sich. Denn die klassische Musik ist die Basis auch für alle anderen Musikrichtungen. Daher war sein Konzert auch sein Appell: Möge die weltweit anerkannte deutsche klassische Musik noch viel mehr gehört, gespielt und geliebt werden!KanemakiPortrait

Ja, und das taten dann auch alle Mitwirkenden, seine von ihm betreuten acht Chöre, die mit insgesamt 300 Sängerinnen und Sängern angetreten waren, das Chorensemble KAZE aus Japan, die Solisten und das Festival Orchestra. Der erste Teil des Programms war den Chören vorbehalten, die in unterschiedlichen Zusammensetzungen gemeinsam sangen. Es begann mit dem „Halleluja“ aus dem Messias von G.F.Händel, es folgten das „Abendlied“ von Rheinberger und zwei japanische Lieder, die von seinem älteren Bruder, Shinichiro Kanemaki, dirigiert wurden. Mit der Kantate Nr. 140 von J.S.Bach und dem „Alleluja“ von W.A.Mozart schloss sich der Reigen besinnlicher Lieder, die beiden letzten in der Bearbeitung von Shinichiro Kanemaki. Der nächste Block brachte den begeisterten Zuhörern Opernchöre wie den Chor der Priester aus der „Zauberflöte“, den Jägerchor aus „Der Freischütz“ und die „Landerkennung von E. Grieg mit Michael Doumas, Bariton, als Solist. Dann zwei Gegensätze, „O Fortuna“ aus der „Carmina Burana“ von Carl Orff und das japanische „Moero“, das Lied des Dezember, vom Orchester ganz sachte begonnen, sprüht es dann, wenn der Chor einsetzt, vor Fröhlichkeit, was man auch am lebhaften Dirigat von Shinichiro Kanemaki deutlich sah. Nach diesen vielfältigen Eindrücken, bat der Moderator des Abends, Mitsuo Kanemaki, der Sohn von Kazuo und Saeko Kanemaki, zur Pause.

Der zweite Teil gehörte dem Festival Orchestra und den Instrumental-Solisten. Es war der Wunsch von Kazuo Kanemaki, in diesem Konzert nicht nur der Chormusik, sondern auch seiner zweiten Liebe, der Orchestermusik, nachzugehen. Denn als ständiger Gastdirigent leitet er in der Berliner Philharmonie seit 2006 „das sinfonie orchester berlin“. Mit dem einfühlsamen „Air“ von J.S.Bach begann der Reigen durch die Epochen. Dann folgte eine Uraufführung, „Tango“ von Yojiro Minami, der bejubelt wurde. Klassisch folgten das Konzert für Violine (Solistin Marlene Ito) und Orchester E-moll Op. 64, 1. Satz, von F. Mendelssohn-Bartholdy, und das Konzert für Klavier (Solistin Yayoi Higaki) und Orchester Nr. 2, C-moll Op. 18, 1. Satz von S. Rachmaninow. Mitsuo Kanemaki kündigte die Symphonie Nr. C-moll Op.68, 4. Satz, an. Er meinte, dass sein Vater bei diesem Stück eintauche in die Musik und mit ihr Eins werde. Es war ein Erlebnis, die Hingabe zu beobachten, mit der Kazuo Kanemaki sein Festival Orchestra dirigierte. Jubelnder Applaus und Standing Ovations waren sein Lohn. Das Festival Orchestra intonierte „Happy Birthday“ und alle sangen mit. Die Freude über einen gelungenen Abend waren ihm und allen Beteiligten anzumerken, als die Dankesworte gesprochen und viele Blumensträuße überreicht wurden. Alle Mitwirkenden versammelten sich auf der Bühne und im seitlichen Zuschauerraum, um zum Schluss die „Ode an die Freude“ aus der Symphonie Nr. 9 von L. v. Beethoven gemeinsam zu singen. Ein würdiger Abschluss für einen denkwürdigen Abend.                                                                                                             

Genügt so ein wundervoller Abend, um die 20-jährige Partnerschaft zwischen den großen Handelsmetropolen Osaka und Hamburg und gleichzeitig den 60. Geburtstag des großartigen und vielseitigen Dirigenten, Musikfachmannes und Ehrendirigent des PCH (Polizeichor Hamburg von 1901 e.V.) Kazuo Kanemaki gebührend zu feiern? Das in seiner internationalen Mischung und professionellen Klangfülle und Durchführung einzigartige Konzert am Donnerstag konnte natürlich nicht so verklingen. Darum trafen sich Teile aller acht Chöre und Ensembles mit Partnern am folgenden Freitag zu einem „familiären“ Kommers in der stilvollen, urigen Kantine der Holsten-Brauerei in Hamburg, wobei die Gäste aus Japan vollzählig waren, weil sie den Sangesschwestern und brüdern ein spezielles Sonderprogramm bieten wollten.

Das Chorensemble „Kaze“, was übersetzt „Wind“ heißt, brachte wirklich frischen Wind in das Konzert und nun auch in die Nachfeier bei Holsten. Shinichiro Kanemaki ist ein Bruder von Kazuo und feierte schon 1993 seinen 60. Geburtstag. Extra dazu hatte er den neuen „Windchor“ gegründet. Bei Holstenbier und belegten Broten erlebte der prallvolle Saal ein Japanprogramm von historisch bis modern, teils in malerischen Kimonos und sogar einer echten Sen-Mönchsrobe bei den Männern. Wir erlebten noch einmal die schon in der Musikhalle frenetisch gefeierte Pianistin Yayoi Higaki, sahen japanische Tänze und mussten uns zum Schluss sogar alle bei einem Saaltanz auszeichnen, was mehr schlecht als recht versucht wurde. Die reizende Anmut der zierlichen Japanerinnen von „Kaze“ konnten wir Hanseaten nicht ganz kopieren.

In seinem Grußwort in der stilvollen Festschrift hatte schon der Generalkonsul von Japan, Seisuke Narumiya, auf die Bedeutung des 60. Lebensjahres bei Japanern hingewiesen: „...Nach orientalischer Weltanschauung besteht eine Lebenseinheit aus zwölf Jahren. Hat man fünfmal diese Einheit gelebt, so fängt ein neues Leben an. Zu diesem Zeitpunkt weist nämlich der ostasiatische Kalender wieder dieselben Jahreszeichen auf, wie bei der Geburt.“ Zu diesem besonderen Tag trägt der Säugling, wie der 60-Jährige etwas Rotes. Kazuo Kanemaki wurde also von seiner vollzählig anwesenden Familie in eine knallrote Weste gekleidet. Er zeigte sich sichtlich stolz und gerührt! Auch alle Geschenke sind in verheißungsvollem Rot gehalten, und die wurden von allen Seiten reichlich ausgetauscht. Schließlich hatten sehr viele Helfer hinter den Kulissen zum Gelingen des Konzerts und der Nachfeier beigetragen. Alle wurden entsprechend gewürdigt. Ein besonderer Akzent wurde gesetzt durch das blumengeschmückte Bild vor der Bühne von der kürzlich verstorbenen Kanemaki Mutter, Großmutter und Urgroßmutter. Wenn man einen solchen Abend erlebt hat, möchte man eigentlich gar nicht aufhören und unter Freunden weiterfeiern. Man fragt sich dann im Stillen, warum kann es nicht immer und überall so sein ..

                                                                                                                                       Holger Dörin / Otto Kadel

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